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Inktober 2018 – Von Räubern, Schätzen und Warzenschweinen

Vier Bilder hatte ich mir diesen Inktober vorgenommen. Vier Bilder sind es geworden.

Eine sternenklare Nacht, ein toter Pirat, ein Heißluftballon und ein geschenkter Zierkürbis.

Und? Hat es mir gebracht an dieser berühmten Online-Challenge teilzunehmen und jeden Tag – wie Millionen andere – auf Instagram ein Bildchen zu posten?

Hab ich was gelernt oder hatte gar eine Eingebung? Die Antwort lautet:

Beides und anders als gedacht. Doch das erfährst Du zum Schluss.

Hier erstmal meine offizielle Inktober 2018 Bildbesprechung 🙂

So lief der Inktober 2018

Bei diesem Inktober wollte (und konnte) ich ja nicht jeden Tag ein kleines, eigenständiges Bild malen, sondern habe mich entschieden, die Begriffe jede Woche zu gruppieren und in vier Bildern zusammenzuführen.

Das ist aber noch nicht alles:

Ich wollte nicht einfach nur so rumkritzeln, sondern dabei auch etwas lernen.

Dinge ausprobieren, die ich sonst beiseite schiebe oder die ich mich nicht so recht traue und jedem Bild einen eigenen technischen Schwerpunkt geben.

Du lachst jetzt vielleicht, aber ich hasse es tatsächlich schlechte Bilder zu produzieren und wenn ich etwas neues ausprobiere, sieht es häufig nicht gut aus.

Und wenn es dann noch eine Bildidee war, auf die ich mich besonders gefreut habe, wiegt das doppelt so schwer.

Inktober – Bild 1

Hier kam mir schon direkt beim Lesen der Begriffe die Idee einer Räuberbande, die um ein Feuer im Wald lagert.

Ich wollte zugleich ein sehr dunkles Bild zeichnen, das trotzdem spannend anzuschauen ist und vor allem mit Kontrasten arbeiten.

Dass Vagabunden mit verrückten Hüten und altertümlichen Musketen eines meiner Lieblingsthemen sind, erleichterte mir enorm den Einstieg.

Trotzdem kostete es mich einige Überwindung zwei Drittel des Bildes komplett schwarz zu malen, ohne zu wissen, wie das nachher aussehen würde.



Und – unter uns gesagt – es war viel zu dunkel.

Was aber dazu führte, dass ich mir einen weißen Acrylstift gekauft habe, um die Tanne auf der rechten Seite nachträglich einzuzeichnen und der seitdem eines meiner liebsten und wichtigsten Utensilien geworden ist.

Ich bin fast zufrieden mit dem Bild. Einige Proportionen passen noch nicht – so finde ich z.B. die Tanne noch etwas zu klein und das reine Schwarzweiß irritiert vor allem im Hintergrund die Augenbewegung.

Man schaut eher auf die Berge, als auf das leckere Hühnchen, hier wäre vermutlich eine Abstufung in verschiedenen Grautöne besser.

Inktober 2018 – Bild 1 aus den Begriffen: Giftig, Ruhig, Geröstet, Spruch, Hühnchen, Sabbern, Erschöpft, Stern

Inktober – Bild 2

Im zweiten Bild sollten zuerst ein paar Schatzsucher in der flachen Brandung stehen, umgeben von riesigen Walknochen (war ja einer der Begriffe auf der Liste), die einen toten Piratenkapitän und seinen Schatz gefunden haben.

Das war mir dann aber doch etwas zuviel des Todes und da ich zusätzlich keine Idee hatte, wir ich den Begriff Fließen originell unterbringen konnte, verlegte ich das Ganze in eine Höhle und der Wal wurde eine rudimentäre Kritzelei an der Höhlenwand.

Technisch lag der Schwerpunkt hier auf vielen Kreuzschraffuren. Für die gilt immer, dass das Bild zu Beginn nicht annähernd so aussieht, wie ich es mir vorstelle. Das macht es dann auch so schwierig einige brauchbare Bilder für Instagram zu posten.

Aber nach zwei langen Nächten Linien ziehen war ich dann endlich fertig und bin richtig zufrieden.

Inktober 2018 – Bild 2 aus den Begriffen: Kostbar, Fließen, Grausam, Wal, Bewacht, Uhr, Schwach, Eckig

Inktober – Bild 3

Bild Nummer drei entwickelte sich hingegen total anders, als ich mir das ursprünglich gedacht hatte.

Es sollte zuerst eine archäologische Ausgrabung werden – eine Szene, die sich z.B. gut auf der Rückseite einer Werbekarte macht – und die ich an archäologische Parks und Museen verschicken könnte, um auf mich aufmerksam zu machen.

Ich hatte zu einigen Begriffen richtig gute Ideen, zu anderen fiel mir aber überhaupt nichts ein oder das, was mir einfiel passte einfach nicht zum restlichen Bild.

Daher entschied ich mich Minuten vor Zeichenbeginn gänzlich um und legte den Schwerpunkt auf ein witziges Figurenensemble.

Und was soll ich sagen. Zeichnerisch finde ich das Bild richtig gut gelungen – ich musste tatsächlich oft schmunzeln während des Zeichnens.

Mir gefällt der kleine private Moment zwischen all den Figuren.

Technisch hingegen bin ich damit weniger zufrieden.

Ich wollte diesmal weniger Schwarz und mehr monochromes Grau. Allerdings sieht das Bild dadurch schmutzig aus und ist teilweise zu dunkel geworden, was an den verwendeten Markern liegt.

Also doch lieber Wasserfarben für monochrome Bilder und dann vielleicht lieber in Sepiatönen statt in Grau.

Das Bild gefällt mir allerdings so gut, dass ich es nochmal richtig kolorieren werde. Stay tuned.

Inktober 2018 – Bild 3 aus den Begriffen: Geschwollen, Flasche, Versengt, Zerbrechlich, Abfließen, Teuer, Schlammig, Zerhacken

Inktober – Bild 4

Bild vier wurde dann nochmal etwas Besonderes.

Schon lange trage ich die Idee einer Geschichte mit mir rum, in der der Hauptcharakter Warzel auf einige lustige Gestalten trifft. Ein paar dieser Figuren wollte ich dann endlich im Zuge des Inktobers näher erkunden.

In einer Szene trifft Warzel auf den Kürbismann und die Gurkendame und ich musste mich teilweise sehr strecken, um alle Inktober Begriffe in dem Bild unterzubringen. Aber das war es mir wert: Ich bin noch nicht so zufrieden mit Warzel, die beiden anderen Figuren gefallen mir aber richtig gut.

Technisch sollte das Bild lediglich als Basis für die spätere Kolorierung dienen, ich musste mich also zwingen, nicht so detailliert mit Finelinern zu arbeiten, wie ich es sonst gerne tue.

Vielleicht schicke ich das fertige Bild dann samt Exposé an einen Verlag, um testweise zu schauen ob ich damit landen kann.

Inktober 2018 – Bild 4 aus den Begriffen: Stachelig, Dehnen, Donner, Geschenk, Doppelt, Ruck, Schneiden

Inktober – Fazit

Was habe ich also aus dem Inktober 2018 mitgenommen?

Stimmt es, was ich über Challenges gesagt habe? Dass sie Dir helfen einen Rhythmus zu finden und das tägliche Zeichnen zur Gewohnheit zu machen?

Klopfen wir doch einfach nochmal alles auf die fünf Punkte ab, die ich dort in dem Artikel beschrieben habe.

1.Sie zwingt dich mit Einschränkungen zu arbeiten.

Das stimmt natürlich und hat beim Inktober den erfreulichen Effekt, dass ich mich ganz und gar auf die Arbeit mit Finelinern konzentrieren kann, ohne großartig darüber zu grübeln, wie ich kolorieren will.

Nichtsdestotrotz eignen sich reine Schwarzweißbilder nicht so gut für Kinderbücher, so dass das Kolorieren nur aufgeschoben ist.

Aber man hat mehr Zeit, über die Bildkomposition und das layout nachzudenken und das ist eine gute Übung.

2. Du musst liefern (am besten nicht nur dir selbst)

Auch das stimmt. Ich hatte während des Inktobers eine kleine Instagramcommunity, von denen einige meine täglichen Bilder brav verfolgt und kommentiert haben und das hat mich tatsächlich sehr motiviert jeden Tag etwas zu posten.

Und ich habe mich dann immer sehr über das Feedback gefreut, es war also ein Geben und Nehmen.

3. Sie hilft dir, neue Gewohnheiten aufzubauen

Das tägliche Zeichnen wurde wirklich zu einer kleinen Gewohnheit, die ich dann noch in den November mitgenommen habe, und gleich bei einer anderen kleinen Challenge mitgemacht habe.

Derzeit wird die Gewohnheit – nun ja zwar nicht unterbrochen – aber anderweitig genutzt, weil ich die Zeit brauche um ein wenig in Jahresendklausur zu gehen.

Hoffentlich hallt der Vibe noch bis Januar nach, dann werde ich mein Kinderbuchprojekt wieder angehen.

4. Sie hilft dir Großes mit kleinen Schritten zu erreichen

Das ist für mich tatsächlich die wichtigste Erkenntnis.

Ich habe zwar jeden Abend nur eine, seltener zwei oder drei Stunden gezeichnet, aber es sind trotzdem vier schöne Bilder dabei rausgekommen, mit denen ich fast immer sehr zufrieden war, womit wir schon beim 5. Punkt wären.

5. Sie stärkt dich mental

Kleiner Exkurs: Für mich ist die größte Herausforderung derzeit – und das habe ich ja schon öfter gesagt – neben Beruf und Kindern die Zeit zu finden, mich zeichnerisch weiterzuentwickeln und an meinem Kinderbuchprojekt zu arbeiten.

Und grade mit kleinen Kindern leiden meine anderen Hobbies unter dem Zeitmangel: Sie sind quasi nicht mehr existent.

Wie das Klettern, das mir früher immer gute Laune beschert hat, wenn es mit den Bildern nicht so rund lief.

Dementsprechend unleidlich und frustriert bin ich, wenn ich zeichnerisch nicht voran komme und das Gefühl habe jetzt mal acht Stunden nur für mich zu brauchen.

Pro Woche ein großes Bild fertigzustellen hat mich daher ordentlich begeistert.

Klar, es war erstmal nur schwarzweiß und für Farbe brauche ich dann auch nochmal etwas Zeit, aber ein Kinderbuchprojekt mit 12 bis 16 Bildern sieht dann wieder machbarer aus.

Machbarer, als wenn ich immer denke, ich kann das nur an den Wochenenden schaffen und meine Familie soll dann den ganzen Tag in den Tierpark verschwinden.

6. Du findest / festigst Deinen Stil.

Während des Inktobers wurde mir klar, dass ich mich zeichnerisch am liebsten in einer bestimmte Epoche und in bestimmten Regionen bewege.

Kein Steampunk, keine mittelalterlich angehauchte Fantasy, schon gar nicht Modernes, sondern die frühe Neuzeit.

Also grob gesagt die Zeit zwischen 1550 und 1700 mit dem Bauernkrieg und dem 30-jährigen Krieg als wichtige Ereignisse.

Das ist nicht nur die Zeit in der einige grimm’sche Märchen spielen, sondern auch viele Sagen der Lausitz und Brandenburg, wie z.B. Krabat ihren Schwerpunkt haben.

Und es ist diese besondere Mischung einer Welt voller Aberglaube, in der Hexen, Zwerge, Wasserwesen und der Teufel ihren festen Platz haben, zugleich aber neue Entwicklungen wie Musketen und Kanonen und Astronomie langsam Einzug finden, die mich total fasziniert.

Nicht mehr Mittelalter, die alten Burgen sind häufig schon Ruinen, keine alten weisen Zauberer sondern fiese Hexenmeister. Alles ist ein wenig düsterer und dreckiger und geerdeter, als man es aus der weichgespülten Fantasyecke kennt.

Und noch nicht so politisch und neuzeitlich, wie nach der französischen Revolution, die Zeit Goethes und Schillers.

Diese Zeit und vor allem die regionalen Sagen Mitteleuropas will ich verstärkt erkunden, zeichnen und mit Zwergen, Gnomen und anderen Fabelwesen, aber auch mit Luftschiffen und Magie anreichern.

So, das war mein Rückblick zum diesjährigen Inktober. Hast Du auch mitgemacht und wie lange hast Du durchgehalten?

Viele Grüße, Niels

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