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Mein Kinderbuch Projekt – Der lange Weg zum eigenen Buch – Teil 1

Vor zwei Jahren habe ich einen Schritt ins Unbekannte gewagt und beschlossen: Ich werde ein Kinderbuch im Eigenverlag veröffentlichen.

Und jetzt kommt erst der Artikel dazu – WTF Niels! Ja ich weiß, diesen Artikel wollte ich schon ewig schreiben und kam einfach nie dazu; doch hier ist er endlich.

Wie kann ich meine Ideen, Ängste und Probleme am besten in einen Blogartikel packen? Den langen Zeitraum, die Fehler, die ich bis jetzt gemacht habe und das, was ich gelernt habe?

Ich denke so: Ich unterteile mein Buchprojekt in 3 Phasen, die ich dann auch in drei Artikeln beschreibe.

Phase 1 ist vom Sommer 2016 bis Anfang 2017. Ich habe direkt losgelegt, nur um dann – Spoileralarm – frustriert eine halbjährige Pause einzulegen.

Phase 2 ist dann ab Mai 2017 bis Ende desselben Jahres, in der ich einige Bilder und vor allem die Geschichte überarbeitet habe, aber – Spoileralarm – nicht so richtig vorangekommen bin.

Und Phase 3 beginnt genau vor einer Woche, Ende Juli 2018. Ich habe an der Sommerakademie der Akademie für Illustration und Design teilgenommen; Thema Kinder- und Jugendbuchillustration.

Unter der Anleitung der beiden Kinderbuchautoren Michael Wrede und Klaus Baumgart haben ich und die anderen Teilnehmer eine Woche lang unsere Geschichten, Figuren und Bilder analysiert, nochmal richtig gutes Feedback bekommen und sind dann voller Tatendrang an den häuslichen Zeichentisch zurückgekehrt.

Vorgeschichte

Mein Kinderbuchprojekt beginnt etwas früher, mit meinem Bild ‚Die Landungsstelle von Je Olde Kratt‘, welches ich im Sommer 2016 auf dem Balkon gezeichnet hatte.

Während ich vorher mal gut, mal eher durchschnittlich gezeichnet hatte, war ich hier total im Flow und das Bild wurde immer besser und größer.

Und als es endlich fertig war, konnte ich mich gar nicht satt sehen. So ein schönes Bild, mit solchen Details und vor allem Ausdauer hatte ich noch nie gemalt.


Die Anlegestelle von Je Olde Kratt

Die Anlegestelle – Ein Sommernachtstraum


Bei einer Flasche Wein sinnierte ich mit meiner Freundin über eine verpasste Karriere als Kinderbuch Illustrator und ob es jetzt schon zu spät dafür ist (es ist nie zu spät).

Und im Laufe des Abends beschloss ich, neben meinem Beruf ein Kinderbuch auf die Beine zu stellen und im Eigenverlag zu veröffentlichen.

Und dann stürzte ich mich direkt rein in das Vergnügen. Die Vision, die ich damals hatte und die mich seitdem antreibt oder wie Terry Pratchett sagt, der silberne Faden dem ich seitdem folge: Ich sitze unter einem Baum in einem großen Garten sitze. Der Wind weht mir sanft um die Nase und raschelt in den Blättern, die Sonne scheint, meine Kinder rennen über die Wiese und ich – zeichne und bin zufrieden.

Schritt 1 – Das grobe Gerüst

Ich hatte bereits ein paar Geschichten in petto: Wenn ich länger rumsitze oder mir ein schönes Bild eines anderen Künstlers anschaue, fällt mir fast immer eine Geschichte ein und irgendwann hatte ich angefangen mir dazu Notizen zu machen.

So ist im Laufe der Zeit ein Fundus an möglichen Figuren und Geschichten entstanden.


Skizzen zu verschiedenen Kinderbuch Geschichten

Skizzen zu verschiedenen Kinderbuch Geschichten


Ein paar dieser Geschichten drehen sich um einen kleinen Jungen und sein Kuscheltier – einen roten Hasen – die mit der Kraft der Fantasie tolle Abenteuer erleben.

Ich habe dann eine Geschichte für das Kinderbuch ausgesucht, in der sie mit einer Rakete zum Mond fliegen. Das ganze basiert lose auf Einladungskarten, die ich mal für einen Kindergeburtstag gemalt habe.

Schritt 2 Hauptcharaktere

Ich habe mich hingesetzt und ein wenig die Hauptcharaktere geskribbelt. Da ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin, war mir das nach 2 Tagen zu doof und ich bin direkt zum Storyboarden übergegangen.


Kinderbuch Charakterstudie

Spärlich entwickelte Hauptcharaktere für mein Kinderbuch


Ich war so Feuer und Flamme und wollte gerne direkt das Kinderbuch gestalten und schon morgen damit fertig sein.

Zugleich habe ich ein paar Sätze zu jeder Figur geschrieben, allerdings hat sich hier auch vieles im Laufe der Zeit geändert, dazu aber mehr in Teil 2.

Zum Beispiel sollte sich der kleine Junge alles nur einbilden, das heißt das Kuscheltier sollte auf jedem Bild rumliegen und wirklich als Kuscheltier sichtbar sein, so dass klar ist, dass er alles nur spielt und mit dem Hasen in seiner Fantasie redet.

Das kann man noch in diesem Bild sehen.


Kinderbuch Skizze

Der Hase hängt eher rum


Die Idee habe ich aber schnell verworfen und den Hasen aktiv am Geschehen teilhaben lassen.

Schritt 3 Die Geschichte

Am Anfang habe ich mich noch sklavisch an anderen Büchern orientiert. Ich habe zum Beispiel gezählt, wie viele Wörter pro Seite ein typisches Pettersson & Findus Kinderbuch hat; einfach weil ich nicht wusste, wie ausführlich oder kurz ich eine Kinderbuchgeschichte schreiben sollte.

Ich habe dann die Geschichte so geschrieben, dass sie in etwa die Länge eines solchen Buches hat.

Dadurch schreibt man aber nicht besonders frei und nur langsam habe ich diese Vorgabe ignoriert und wild drauflos geschrieben – kürzen kann und muss man nachher immer noch.

Die Geschichte als solche war dann schnell geschrieben: Es sollte einfach zum Mond gehen und dort merken die beiden dann, dass sie die Erde vermissen und mit etwas Glück kommen sie zurück.

Dazu ein paar altmodische Wörter und Merkwürdigkeiten, so dass ich beim Schreiben und Lesen oft Schmunzeln musste. So etwas lese ich selber gerne. Fertig.

Diese Geschichte blieb lange bestehen, bis – ja bis ich einige Bücher über die Heldenreise und das Schreiben und über das Storytelling in die Hand nahm, aber dazu dann mehr in Teil 2.

Schritt 4 Storyboard

Während ich die Geschichte schrieb oder drüber nachdachte, habe ich auch immer einige Bilder gekritzelt; die Schlüsselmomente der Geschichte, die ich zu einer Art Storyboard gesammelt habe.

Die Auswahl aus den vielen Ideen gestaltete sich als äußerst schwierig; so hatte ich in meinem ersten Entwurf ganze acht Seiten, wie die beiden Helden alles für die Reise zusammensuchen; dann nochmal vier Seiten Raketenbau und vier weitere bis sie endlich losfliegen.

Fast ein ganzes Kinderbuch vollgepackt mit – gähn, aha die Cornflakes nehmen sie also auch mit, toll.


Kinderbuch Skizze Storyboard

Was nehmen wir nur für die Reise mit?


Hier habe ich noch viel gekürzt und umgeschrieben, bis ich endlich zufrieden mit der Story war.

Schritt 5 Buch-Dummy

Schließlich habe ich Text und das Storyboard zusammengelegt, ausgedruckt und zu einem kleinen Buch-Dummy geklebt – und das war ein richtig gutes Gefühl.


Kinderbuch Dummy

Kinderbuch Dummy


Zum einen aus ganz praktischen Gründen: Ich konnte so den Lesefluß und die Balance der Geschichte überprüfen; macht das Lesen Spaß oder wird es irgendwo langweilig; fühlt man mit den Helden und ist der Text gut geschrieben.

Zum anderen aber auch aus emotionalen Gründen, ich hatte nun ein kleines Kinderbuch, das ich lesen und durch das ich blättern konnte. Das ich an Freunde geben konnte, um ein erstes Feedback zu bekommen.

Das hat mir nochmal richtig Schub gegeben für den Endspurt.

Schritt 6 Reinzeichnungen

Wir sind jetzt am Ende des Jahres 2016 angekommen und nun fehlten nur noch die Reinzeichnungen, die natürlich noch koloriert werden mussten und dann würde ich endlich über den Druck und das Marketing für mein Kinderbuch nachdenken können – so dachte ich damals.


Kinderbuch fertige Zeichnung

DIN A 4 muss jetzt noch übertragen werden


Damit lag ich derart falsch und muss heute sagen: Zum Glück habe ich mich geirrt.

Doch zurück Ende Dezember 2016. Im Grunde hatte ich nämlich keine Ahnung, wie ich von den Entwürfen zu den Reinzeichnungen komme, geschweige denn wie ich diese kolorieren sollte.

Digital oder Analog

Digital wollte ich nicht arbeiten, ich hatte zwar schon öfter meine Bilder digital koloriert, ich mag diese Arbeitsweise aber nicht so gerne, zumal ich kein Wacom oder ähnliches besitze und ich fand meine Ergebnisse nie so natürlich – eher comichaft, und da hatte ich keine Lust drauf.

Ich wusste, dass ich mit Wasserfarben arbeiten wollte, nur hatte ich bis dahin selten größere Bilder gestaltet.


Kinderbuch Farbstudien

Erste Farbstudien für mein Kinderbuch


Zudem habe ich in dieser Zeit angefangen mir Zeichenvideos anzuschauen. Mark Crilley, Will Terry und später dann SVSLearn um einige zu nennen; mir schwante dann so langsam, dass mir an vielen Ecken die künstlerische Bildung und Übung fehlt.

Viele technische Dinge waren mir nicht klar; wie man das Bild vorbereitet, welches Papier man nimmt und wie man dann am besten mit Wasserfarben arbeitet.

Nach ein paar Recherchen im Internet bin ich auf den Künstlerblog der amerikanischen Kinderbuch Illustratorin Brooke Boynton-Hughes gestoßen und in einem ihrer Artikel hat sie ein wenig ihren Workflow beschrieben: Bleistift auf Aquarellpapier, mit Feder und Tinte die Reinzeichnung gemacht, dann koloriert.

Aha – dachte ich – so macht man das also. Dann mal los.

Erster Versuch mit dem Lichtbrett

Ich habe mir ein Lichtbrett, Tinte und Federn und Papier gekauft, meine fertigen Vorzeichnungen auf DIN A3 vergößert und ausgedruckt. Dann mit dem Lichtbrett auf das Aquarellpapier übertragen, anschließend geinkt und war – du kannst es dir vielleicht denken – nicht so zufrieden.

Durch das Übertragen habe ich viel von der Lebendigkeit der Vorzeichnung verloren. Aber direkt auf dem Papier wollte ich auch nicht zeichnen, einfach weil ich zu lange brauche, bis ein Bild stimmt und ich mir durch das viele Radieren und Überarbeiten das Papier versaue.

Und ich habe durch das ungewohnte Arbeiten mit Tinte und Feder nicht gut gearbeitet; nicht locker aus dem Handgelenk gezeichnet, sondern verkrampft und mit der Tinte rumgekleckst; das habe ich ja schon mal hier beschrieben.

Zweiter Versuch mit dem Drucker

Durch Zufall hatte ich mich beim Kauf des Aquarellpapiers für die heiß gepresste Variante – der Fachmann sagt satiniert – von Hahnemühle entschieden und entdeckt, dass ich darauf mit dem Laserdrucker ziemlich gut drucken konnte.

Anstatt also meine schönen Vorzeichnungen nochmal durchzuzeichnen und dabei viel von ihrer Leichtigkeit zu verlieren, druckte ich diese einfach in orange mit geringer Deckkraft auf das Papier und zeichnete sie mit Tinte und Feder nach.


Kinderbuch Reinzeichnung

Zweiter Versuch, orange gedruckt und dann geinkt


Auf diese Art und Weise stellte ich die restlichen Bilder fertig und machte anschließend erste Versuche mit der Farbgebung.

Nur um dann – teils aus Zeitmangel, teils aus Frust – aufzuhören.

Fazit Phase 1

Das kam nicht von heute auf morgen, sondern eher schleichend; aber ich hatte immer weniger Lust, mich an die Bilder zu setzen.

Theoretisch war ich mit allen Bildern fertig und musste nur noch kolorieren – praktisch fand ich einige der Bilder nicht gelungen und hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich nun mit Wasserfarben weitermachen sollte.

Mich störten hier und da die eintönigen Perspektiven und ähnlichen „Kameraeinstellungen“, die ich gewählt hatte.

Der Hase sah auf jedem Bild anders aus. Ich wollte das dann nachträglich in Photoshop ändern.

Oder die Sache mit dem Fenster. Auch hier sollte sich dann Zukunftsniels mit Photoshop drum kümmern.

Mich wurmte, dass ich nicht in der Technik gezeichnet hatte, die mir liegt: Bleistift und Fineliner.

Ich rutschte in einen Teufelskreis, ich traute mich nicht so recht an das Kolorieren ohne noch mehr Wissen anzuhäufen, aber je weniger ich malte, umso weniger gelangen mir die Bilder und die Charaktere und umso frustrierter wurde ich.

So verlor ich langsam den Anschluss an mein Kinderbuch Projekt und zeichnete fast gar nicht mehr – zumindest für ein paar Monate.

Klingt erstmal traurig oder? Aber keine Sorge, es geht bergauf. Wie ich aus der Chose wieder rauskam, erfährst du im zweiten Teil.

Alles Gute, Dein Niels

Geschichtenerzähler mit Wort und Stift.

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